18. Bergbaukalender 2011
Bergreyhen des sächsischen Bergbaus
Bergreyhen des sächsischen Bergbaus
...Damit sie aber infolge des langen Wachbleibens oder wegen Abspannung nicht einschlafen, so suchen sie sich die harte und lange
Arbeit durch Gesang, der weder ungebildet noch unangenehm klingt, zu erleichtern ...
Diese Zeilen schreibt Georgius Agricola im Zusammenhang mit untertägiger Bergmannsarbeit in seinem berühmten Werk „De re metallica“ [1556].
Was mögen sie wohl gesungen haben? Waren es sächsische Bergreyhen, die das Alltagsleben und die Arbeit der Berg- und Hüttenleute thematisierten? Und welche Melodien hatten die Lieder?
Von den ältesten gedruckten Bergreyhen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts haben sich nur die lyrischen Texte erhalten. Sie gingen allen
späteren bergmän-nischen Dichtungen voraus. Zwar waren die benutzten sprachlichen und förmlichen Ausdrucksmittel sehr unterschiedlich,
doch einheitlich war die Verwendung der bergmännischen Fachsprache. Oft wurden die
eindrucksvollen Texte auf bekannte kirchliche Melodien gesungen. Meist sind ihre Verfasser unbekannt. Es ist naheliegend, das sie aus den
Reihen der Berg- und Hüttenleute stammten, denn in den Texten spiegeln sich die Vorstellungen ihrer Urheber wider. In ihnen offenbaren sich
die Schwere und die Gefahren der bergmännischen Arbeit. Trotzdem zeigen sie den Stolz auf diesen gefährlichen Beruf und ist es nicht verwunderlich,
dass ein zentrales sich stetig wiederholendes Thema das unerschütterliche Gottvertrauen ist.
Ihre traditionelle mündliche Verbreitung begründet unterschiedliche Variationen und textliche Unterschiede. Und so wurde aus der Aufmerksamkeit
dem Steiger gegenüber gebietenden „...Wach auf...“, das allbekannte „... Glück auf, der Steiger kommt. ...“.
Noch ist der kulturhistorische Schatz von hunderten Bergreyhen und anderen bergmännischen Dichtungen aus dem Erzgebirge weitgehend ungehoben.
Heute versetzen uns musikalische Darbietungen von alten bergmännischen Dichtungen in eine andere Zeit und geben uns einen Einblick in eine geheimnisvolle Welt.